Energie geben Energie nehmen

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Im Zuge der Weihenstephaner Werkformen 2016 entstand das Objekt mit dem Titel „Energie nehmen – Energie geben“. Ich habe mich eingehend mit dem Verhältnis von Pflanze und Technik beschäftigt und deren Verhältnis hinterfragt.

Können diese beiden kontrasträren Elemente eigentlich zusammen passen?

Schließt sich beides aus?

Wurzeln haben die Funktion des wasserleitens. Elektrokabel leiten Strom weiter. Beide haben eine Leitungsfunktion. Diese Eigenschaft brachte die beiden fremden Materialien zusammen. Die Glücksfeder `Zamiuculcas zamifolii` wurde von der Erde befreit und in die Luft gehängt. Elektrokabel verlängern die Wurzeln und verbinden die Pflanzen miteinander. Lüsterklemmen und ein altes Telefon unterstützen das technoide Aussehen der Installation.

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Ich möchte den Betrachter zum Nachdenken anregen:

  • Gibt die Pflanze genug Energie, um das Telefon benutzbar zu machen?
  • Was wird die Pflanze sagen, wenn wir mit ihr sprechen?
  • Gibt die Pflanze die Energie den kleineren Pflanzen oder umgedreht?
  • Gibt die Pflanze ihre gespeicherte Energie freiwillig?
  • Wird Technik und Natur jemals miteinander kombinierbar sein?
  • Ist die Pflanze den Menschen unterlegen und wird sie gezwungen Energie zu geben?

 


Ohne Titel

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Nach „Energie geben – Energie nehmen“ habe ich mich weiter mit der Beziehung „Pflanze – Technik“ beschäftigt. Die Haltbarkeit der Pflanze in der Luft habe ich nochmals hinterfragt. Und eine Lösung gefunden: Orchideen `Phalaenopsis` wachsen als Aufsitzer auf Bäumen und kommen ohne Substrat (Erde) aus. Sie holen sich die Luftfeuchtigkeit mit ihren Wurzeln aus der Luft. Ein perfekter Partner für eine weitere botanische Installation.

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Eine farbige Variation der Pflanzeninstallation. Die bunten Kabel harmonieren mit der pinken Blüte der Orchidee und stellen über die Wurzeln den Kontakt mit dem Telefon an der Wand her.  Durch die ähnliche Bewegung von Kabel und Wurzel verschwimmt der Übergang und beide Elemente werden eins. Ein spannender Kontrast entsteht, durch den Kontrast „Kabelordnung (unter Orchidee) zu Kabelunordnung (Unter Telefon)“.

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Der rote Strom

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Eine weitere Arbeit aus der Reihe „Energie geben – Energie nehmen“. Auch bei dieser Installation spiele ich mit dem Gedanken, ob nicht doch die Natur und die Technik eine Einheit bilden können. Und ob es so gut ist, dass der Mensch immer mehr Kontrolle über die Abläufe der Natur bekommt.
Anders als bei meinen vorherigen Arbeiten sind die verarbeiteten Äste nicht mehr lebendig. Eine dauerhafte Installation.

Eine Reihung aus Ästen des Hartriegels unterwirft sich der strengen Ordnung der Gestaltung. Diese sind mit Kabelhaltern auf das Holzbrett genagelt. Ebenso wurden sie sehr stark idealisiert, das heißt störende Zweige wurden entfernt, um Wuchsbewegungen besser sichtbar zu machen. Das Stilisieren unterstreicht das Gefühl, dass der Mensch die Kontrolle über die Natur besitzt.
IMG_6488 Die Installation spielt mit der Illusion der Ähnlichkeit. Die Rinde des roten Hartriegels ähnelt der Oberfläche der roten Elektrokabel sehr. Die Gleichheit der glatten Texturen beider Elemente verbindet sie optisch. Wenn man dem parallelen Linienverlauf der Äste folgt, wird der Kontrast in der Gestaltung klar: die Bewegungsänderung der Linien.  Der Hartriegel, Cornus alba, ist zwar ein recht biegsames Material, er würde sich aber nicht aufgrund der Schwerkraft verbiegen. Die Elektrokabel jedoch sind beweglich und zeigen eine organische (runde) Formensprache. Im Kontrast steht also die aufrechte, gerade Bewegung der Äste und die geschwungenen, eher passiven Bewegung der Kabel. Die Linien der Äste werden nach unten verlängert und bekommen so eine andere Bewegung, einen neuen Ausdruck. Dort wo eigentlich die Wurzeln sitzen, sind sie miteinander verbunden.

Die Gestaltung benötigt im oberen Bereich die strenge Anordnung der Äste, um im unteren Bereich die Gestaltung durch eine chaotische Vernetzung zu kontrastieren. Die Ordnung steht dem Chaos gegenüber.

Der Sicherungskasten rundet das Gesamtbild ab und gibt der Installation eine technische Ästhetik, ähnlich den Arbeiten von Joseph Beuys.

Interpretationsansätze

– Energiegewinnung aus der Pflanze
– Massenpflanzenhaltung und Massentierhaltung
– ‎Kontrolle des Menschen über die Natur
– ‎Serielle Produktion und Normung von organischen, krumm wachsenden Produkten       – Besserer Empfang mit Astantennen

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